Mehr als nur ein Aufkleber ... So profitieren Sie von einer Zertifizierung Ihrer Messgeräte

Der Nachweis, dass Ihre Totalstation oder MultiStation innerhalb der Spezifikationen arbeitet, ist entscheidend, um gewährleisten zu können, dass die von Ihnen erbrachten Dienstleistungen den erforderlichen Standards an Genauigkeit entsprechen. In diesem Interview spricht Wolfgang Hardegen, Leiter des akkreditierten Kalibrierlabors von Leica Geosystems in Heerbrugg, Schweiz, über die hochgenauen Kalibrierungsdienstleistungen für Totalstationen und MultiStationen, die Leica Geosystems bietet.

Herr Hardegen, was macht die Kalibrierdienstleistungen von Leica Geosystems so besonders?

Leica Geosystems ist weltweit der einzige Hersteller von Vermessungsinstrumenten, der über hauseigene, von der Schweizerischen Akkreditierungsstelle (SAS) zertifizierte Kalibrierlabore für Distanzen und Winkel verfügt und Kalibrierungszertifikate nach ISO/IEC 17025 ausstellt.

Seit 1997 unterhalten wir akkreditierte Kalibrierlabore, die eine Vielzahl von Kalibrierungszertifikaten hier in Heerbrugg, Schweiz, anbieten. Kalibrierungszertifikate von akkreditierten Laboren gewährleisten die Genauigkeit von Vermessungsinstrumenten. Über solch hochgenaue hauseigene Labore zu verfügen, gibt Leica Geosystems einen großen Vorteil, da wir so während der Entwicklung und Fertigung jederzeit die Möglichkeit haben, in unseren Laboren Tests vorzunehmen.

Warum ist die Kalibrierung einer Totalstation oder einer MultiStation so wichtig?

Von Zeit zu Zeit muss ein Instrument zur Kalibrierung eingeschickt werden. Die Kalibrierung stellt sicher, dass das Instrument den Herstellerspezifikationen sowie den Kundenanforderungen bzgl. der Messgenauigkeit entspricht.

Leica Geosystems bietet vier Kalibrierungsstufen: Gold, Silber, Bronze und Blau, die die Messqualität neuer und gebrauchter Vermessungsinstrumente bestätigen.

Für weitere Informationen über Kalibrierungszertifikate lesen Sie das Whitepaper oder gehen Sie zur Kalibrierungszertifikate-Webseite von Leica Geosystems.

Leica Geosystems bietet eine breite Palette an Kalibrierungszertifikaten. Was ist das Besondere am Kalibrierungszertifikat Gold?

Unser Zertifikat Gold ist ein spezielles Kalibrierungszertifikat, das nur von einem akkreditierten Kalibrierlabor ausgestellt werden darf. Eine solch hohe Kalibrierung ist optimal für Totalstationen und MultiStationen, die von nach ISO 9001 zertifizierten Unternehmen sowie für Großprojekte und Ausschreibungen mit öffentlichem Interesse (z. B. öffentliche Gesundheit, öffentliche Sicherheit oder ausgewählte Rechtsverfahren) eingesetzt werden.

Kalibrierungszertifikate, die von akkreditierten Kalibrierlaboren ausgestellt werden, sind international nach dem ILAC MRA (einer Vereinbarung zur weltweiten gegenseitigen Anerkennung von Akkreditierungsstellen) anerkannt. Die Testergebnisse sind direkt auf nationale Standards rückführbar. Die Messunsicherheiten werden aufgeführt und detaillierte Messberichte mitgeliefert.

Wie ist die Akkreditierung international organisiert?

Im Rahmen eines globalen Ansatzes und in Kooperation mit der Welthandelsorganisation (WTO) sind Zertifikate international in mehr als 100 Ländern anerkannt. Die WTO hat die International Laboratory Accreditation Cooperation (ILAC) gegründet, also die internationale Organisation der Akkreditierungstellen, die die internationalen Regelungen übersieht. Die regionalen Vereinbarungen innerhalb Europas werden durch die European Cooperation for Accreditation (EA), eine der weltweit fünf regionalen Kooperationsstellen, die im Einklang mit der ILAC arbeiten, verwaltet. Nationale Akkreditierungsstellen wie die Schweizerische Akkreditierungsstelle (SAS) sind Mitglied dieser internationalen Organisationen und für die Akkreditierung der Labore verantwortlich.

Um offizielle Informationen über die akkreditierten Labore von Leica Geosystems zu finden, gehen Sie bitte zur Website der Schweizerischen Akkreditierungsstelle (SAS) und wählen SCS 0079. Das Dokument führt die Prüfmöglichkeiten zusammen mit den spezifischen Messgenauigkeiten und -unsicherheiten der akkreditierten Labore von Leica Geosystems auf.

Was für einen Aufwand bedeutet es, akkreditierte Labore für die Kalibrierung von Totalstationen zu betreiben?

Die Grundlage, den Status eines akkreditierten Labors zur erhalten, bildet das Qualitätsmanagementsystem gemäß ISO 9001. Neben der technischen Infrastruktur und hervorragend geschultem und qualifiziertem Personal muss jedes einzelne Kalibrierungsverfahren, das in unseren Laboren zur Anwendung kommt, von externen Fachleuten der nationalen Akkreditierungsstelle (SAS) überprüft, verifiziert und in allen Einzelheiten anerkannt werden.

Jährlich durchgeführte Audits durch die SAS gemäß ISO/IEC 17025 gewährleisten, dass die Labore während des Betriebs die höchstmöglichen Standards einhalten. Alle fünf Jahre muss die Akkreditierung durch die Schweizerische Akkreditierungsstelle (SAS) durch ein umfangreiches Audit erneuert werden.

Wie viele akkreditierte Labore hat Leica Geosystems und welchen Zweck hat jedes Labor?

Wir betreiben vier Kalibrierlabore und ein Testlabor.

1. Kalibrierlabor für Winkel

Die Kalibrierung von Winkeln ist eine sehr schwierige und aufwendige Aufgabe. Weltweit gibt es nur wenige Einrichtungen, die eine ähnlich hohe Genauigkeit bieten können.

Da wir keine Einrichtung finden konnten, die die von uns erwartete Messqualität bot, entschieden wir uns vor rund 20 Jahren, die erste Theodolit-Prüfmaschine (TPM) selbst zu entwickeln. Diese komplexe Maschine überprüft automatisch die Horizontalrichtung und den Zenitwinkel. Mit einer Messunsicherheit von 0,09” (Hz und V) ist diese Prüfmaschine äußerst genau.

2. Freifeld-Labor für Basislängen

Das Freifeld-Labor für Basislängen befindet sich unter freiem Himmel am Ufer des Rheins und ist kein typisches Labor. Es besteht aus sieben Pfeilern mit einer geraden Sichtverbindung ohne Hindernisse auf bis zu drei Kilometern. Dies erlaubt uns, die Standardabweichung von Distanzmessungen auf Intervallen von 500 m, 1000 m, 2000 m oder 3000 m zu überprüfen. Während des Prüfverfahrens werden atmosphärische Parameter wie Temperatur, Druck und Feuchtigkeit genau bestimmt. Nur so kann die höchste Genauigkeit erreicht werden.

3. Kalibrierlabor für Distanz

Im Kalibrierlabor für Distanz bestimmen wir absolute Distanzabweichungen sowie Linearitätsabweichungen über Distanzen von 60 m und 120 m. Die Ergebnisse der geprüften Totalstationen werden mit den Ergebnissen eines hochgenauen Interferometers verglichen.

4. Kalibrierlabor für Frequenz

Einfach gesagt überprüfen wir in diesem Labor die Genauigkeit des Maßstabs von elektronischen Distanzmessern (EDM), indem wir die Ausgangsfrequenz mit einer Referenzfrequenz vergleichen. Dies erfolgt in einer Klimakammer, deren Temperatur auf verschiedene Temperaturen zwischen - 20 °C und + 50 °C eingestellt wird.

5. Testlabor für Laserklassifizierung

In diesem Labor messen wir zur Klassifizierung von Lasern deren Ausgangsleistung.

Kunden, die ihre Instrumente an die akkreditierten Kalibrierlabore von Leica Geosystems senden, können also sicher sein, dass sämtliche Schritte korrekt durchgeführt werden und sich Ihre Geräte in den besten Händen befinden.

Herr Hardegen, vielen Dank, dass Sie Ihre Einsichten mit uns geteilt haben.
Es war mir ein Vergnügen.

Wolfgang Hardegen
Leiter akkreditierte Labore
Leica Geosystems AG, Heerbrugg, Schweiz