Wer hoch hinaus will, muss in die Tiefe gehen
Sonderbericht von Technics für den "Reporter"
Die berühmte Kathedrale von Lincoln, deren Geschichte bis ins Mittelalter zurückreicht, zählt aufgrund einiger architektonischer Besonderheiten zu den bemerkenswertesten Baudenkmälern der Britischen Inseln. Historische Aufzeichnungen belegen eine sächsische Siedlung vom 12. bis zum 17. Jahrhundert im Kirchenhof. Zusätzlich befinden sich zahlreiche archäologische Relikte aus der Zeit des Baubeginns um 1072 im Boden.
Da die Kathedrale nun um ein neues Refektorium sowie ein Besucherzentrum erweitert werden soll, müssen die Verantwortlichen sicherstellen, dass die historischen Artefakte im Zuge der Bauarbeiten keinen Schaden nehmen. Aus diesem Grund wandten sie sich an Technics, ein auf die Vermessung von Gebäuden und Versorgungsleitungen in ganz Großbritannien spezialisiertes georäumliches Beratungsunternehmen.
BLICK IN DIE TIEFE
Technics führte im Bereich der historischen Kathedrale eine Bodenradar-Vermessung durch, die ausführliche Daten des Untergrunds lieferte, um sowohl archäologische Objekte als auch Versorgungsleitungen ausfindig zu machen.
Die Bodenradar-Daten wurden zur Planung des Bauvorhabens genutzt, dienten aber vor allem dazu, die Gefahr der Beschädigung archäologischer Objekte auf ein Minimum zu reduzieren und die Position bekannter und unbekannter Rohr- und Leitungssysteme aufzuzeigen.
Technics nutzte für die Vermessung Produkte von IDS GeoRadar, einem Unternehmen des Hexagon Geosystems-Konzerns, darunter das RIS MF Hi-Mod, ein spezielles Bodenradar-System zur Erfassung von 3D-Ansichten großer Flächen, und die neue, kompakte Stream C-Lösung zur 3D-Kartierung von unterirdischen Leitungen und Objekten in Echtzeit. Technics erfasste mehrere hochaufgelöste 3D-Datensätze zur Auswertung der entdeckten Leitungen und archäologischen Funde.
„Es war spannend, mit der kompletten Ausrüstung von IDS GeoRadar zu arbeiten und insbesondere die neue Stream C Lösung auszuprobieren. Bei der Auswertung der Messergebnisse in GRED HD konnten wir die Datensätze in drei verschiedenen Ansichten anzeigen lassen: Tomografie, Querprofil und 3D“, erzählt John Macintyre, der Geschäftsführer von Technics. „So gelang es uns sehr leicht, eine Ansammlung tief liegender römischer Mauern und eindeutige Hinweise auf ein mittelalterliches Dekanat im Bereich des geplanten Besucherzentrums auszumachen.“
VORSICHTIGER UMGANG MIT ARCHÄOLOGISCHEN ARTEFAKTEN
Im Anschluss an die detaillierte Vermessung glich Technics die Messdaten mit durch Bohrungen gesammelten Proben ab, die Spuren von römischen Fliesen, Keramik, Gips und Mosaiksteinen enthielten. Die Auswertung der Bodenradar-Daten gab die mutmaßliche Position von Strukturen preis, bei denen es sich um Teile römischer, nachrömischer und mittelalterlicher Gebäude handeln dürfte.
Diese Ergebnisse ermöglichen nun die vorsichtige Durchführung der geplanten Bauarbeiten, um Beschädigungen der historischen Substanz so gering wie möglich zu halten. Die Verantwortlichen der Kathedrale können überdies Vorkehrungen für die ordnungsgemäße Hebung und Sichtung der bei den notwendigen Grabungsarbeiten zutage geförderten Fundstücke treffen.
„Die Bodenradar-Vermessung im Norden der Kathedrale ergab Spuren der mittelalterlichen Gebäude an den Stellen, an denen wir sie vermutet hatten. Wesentlich bedeutender und interessanter hingegen sind zahlreiche tief darunter liegende römische Mauern in dem Bereich, in dem der neue Shop, das Museum und ein Restaurant errichtet werden sollten“, erklärt Professor Dominic Powlesland, der archäologische Berater der Kathedrale von Lincoln. „Wir sind sehr froh, dass wir diese Erkenntnisse frühzeitig gewonnen haben und unsere Pläne entsprechend anpassen konnten. Zu einem späteren Zeitpunkt wären die Kosten explodiert!“