DER LÄNGSTE UND TIEFSTE EISENBAHNTUNNEL DER WELT
Kapitel 1: Milimetergenaue Messungen
Autor: Staff, Oktober 2016
Vermessungs- und Überwachungssysteme ermöglichten den Bau des Gotthard-Basistunnels in den Schweizer Alpen. Der Tunnel wurde am 1. Juni eingeweiht und der Durchschlag am 15. Oktober 2010 war das Ergebnis hochpräziser Vermessungs- und Überwachungstechnologie. Der 57 Kilometer lange Tunnel ist der längste und tiefste Eisenbahntunnel der Welt.
Einen 57 Kilometer langen Tunnel von beiden Seiten des Berges zu bohren, dessen Hälften sich nahezu ohne Abweichung in der Mitte trafen, war eine wirklich anspruchsvolle Aufgabe. Um dieses Projekt erfolgreich abzuschließen waren hochpräzise Messinstrumente erforderlich.
MILLIMETERGENAUE MESSUNGEN
Erste Messungen am Tunnelstandort wurden bereits 1996 vom Vermessungskonsortium VI-GBT vorgenommen, als die Bauarbeiten vor 20 Jahren begannen. Die Vermessungsingenieure richteten ein Basisnetzwerk mit 20 Referenzpunkten ein. Für diese Aufgabe nutzten sie Totalstationen oder optische Messgeräte sowie GPSoder Satellitennavigationslösungen von Leica Geosystems, einem globalen Unternehmen mit schweizerischen Wurzeln und einer Tradition von fast 200 Jahren.
Die Bohrarbeiten begannen nicht nur am Nordportal in Erstfeld und am Südportal in Bodio, sondern auch an drei Zwischenpunkten, an denen die Seitenkanäle mit dem Haupttunnel zusammengeführt werden: Amsteg, Sedrun und Faido. In Sedrun (1.405 Meter) wurde ein vertikaler Tunnel mit 800 m Länge bis herunter zum Haupttunnel gebohrt, damit die Bauarbeiter von diesem Punkt aus weiter nach Norden und Süden vordringen konnten.
Während des Tunnelbaus mussten die Vermessungs- und Messtätigkeiten alle 400 Meter wiederholt werden. Um sicherzustellen, dass der Tunnel genau mit dem festgelegten Verlauf übereinstimmte, mussten die Vermessungsingenieure die Koordinaten der Referenzpunkte überprüfen. Zudem musste die genaue Höhe mit Nivellieren bestimmt werden – diese stammten ebenfalls von Leica Geosystems.
„Beim Durchbruch in der Mitte des Tunnels am 15. Oktober 2010 trafen die beiden Tunnelabschnitte mit einer Abweichung von nur 8 Zentimetern aufeinander. Eine Toleranz von bis zu 25 Zentimetern wäre zulässig gewesen“, erläutert Ivo Schätti, Vermessungsingenieur der VI-GBT. Er erklärt, dass die Vermessung von Tunneln aufgrund von Temperaturänderungen, Feuchtigkeit und Staub sehr anspruchsvoll sei. „Zum Glück konnten wir uns immer auf die Genauigkeit der Vermessungslösungen von Leica Geosystems verlassen“, fügt Schätti hinzu. „Sie sind äußerst genau. Man kann eine Distanz von 400 Metern mit einer Genauigkeit von weniger als einem Millimeter messen.“
Nächstes Kapitel: Überwachung der Dämme über dem Tunnel
Story: Der längste und tiefste Eisenbahntunnel der Welt
Kapitel 1: Millimetergenaue Messungen
Kapitel 2: Überwachung der Dämme über dem Tunnel
Kapitel 3: Eine Schweizer Tradition