Wenn Geschwindigkeit gefragt ist
Experten befragt GS18 T
Bernhard Richter, Business Director GNSS bei Leica Geosystems, stellt eine neue Technologie vor
Leica Geosystems arbeitet an der Entwicklung selbstlernender Instrumente. Daher ist der neue GNSS-RTK-Rover (real-time kinematic = Echtzeit-Kinematik) Leica GS18 T der nächste Evolutionsschritt im Leica Captivate-Lösungsportfolio.
In der Rubrik Experten befragt steht uns in dieser Ausgabe des Reporter Bernhard Richter, Business Director GNSS bei Leica Geosystems, Rede und Antwort. Dabei geht es um die Technologie hinter der ersten kalibrierungsfreien Neigungskompensationslösung der Branche, die unempfindlich gegenüber magnetischen Störeinflüssen ist.
Worum handelt es sich beim GNSS-RTKRover Leica GS18 T?
Der Leica GS18 T ist der schnellste und bedienerfreundlichste GNSS-RTK-Rover, weil es bei seiner Verwendung erstmals nicht mehr nötig ist, dass der Benutzer den Lotstock senkrecht hält. Ermöglicht wird dies durch die erste völlig kalibrierungsfreie Neigungskompensationslösung. Statistische Untersuchungen haben gezeigt, dass durchschnittliche Anwender beim Einsatz des GS18 T im Vergleich zu herkömmlichen Vermessungspraktiken bis zu 20 Prozent Zeit sparen können.
Was bietet diese neue Technologie in puncto Nutzererlebnis?
Bevor wir uns mit den technischen Details beschäftigen, muss erst einmal klargestellt werden, welche enorme Erleichterung die neue Technologie bietet: Das Aufrechthalten des Lotstocks ist zeitaufwändig. An jedem Messpunkt muss mehrere Sekunden auf die senkrechte Positionierung des Lotstocks und die Zentrierung der Dosenlibelle geachtet werden. Manche Punkte – zum Beispiel Ecken – sind mit GNSS noch nicht einmal zugänglich, weil der Lotstock dort nicht senkrecht gehalten werden kann. Außerdem erfordert das Aufrechthalten einen hohen Grad an Konzentration und lenkt den Anwender von sicherheitsrelevanten Vorgängen (wie z. B. vorbeifahrenden LKW) ab. Diese typischen Anwenderprobleme sind in die Konzeption des GS18 T eingeflossen.
Wie funktioniert der Leica GS18 T?
Die Antenne ermittelt eine neigungskompensierte Position der Lotstockspitze durch die Zusammenführung der GNSS-Koordinaten mit Höhenangaben, die von einem integrierten Inertialmesssystem (IMU) erfasst werden.
Die Technologie ist mit ähnlichen Lösungen in der Luftfahrt vergleichbar, wo Gier-, Nick- und Rollwinkel entscheidende Parameter sind. Sind diese Winkel sowie Azimut des geneigten Lotstocks bekannt, kann die Position der Lotstockspitze relativ zur GNSS-Antenne berechnet werden.
Es ist uns gelungen, ein bezahlbares und trotzdem präzises IMU mit automatischer Kalibrierung zu entwickeln. Uns war es wichtig, dass das Gerät beim Einschalten sofort messbereit ist.
Der GS18 T ist optimiert für die typischen kinematischen RTK-Anwendungen eines GNSS-Rovers, bei denen Geschwindigkeit und Benutzerfreundlichkeit bei der Messung und Absteckung von Punkten an erster Stelle stehen.
Für welche Anwendungen bietet sich die neue Technologie an?
Dieser GNSS-RTK-Rover ist für jede Anwendung geeignet. In der Konzeptions- und Entwicklungsphase haben wir uns jedoch auf die Branchen Hoch-, Tief- und Ingenieurbau, Versorgungssysteme und Vermessung konzentriert.
Besonders bei Bauvorhaben und bei der Instandhaltung bestehender Infrastrukturen hilft es, dass der GS18 T aufgrund seiner Unempfindlichkeit gegenüber magnetischen Störeinflüssen überall eingesetzt werden kann.
Dies gilt ebenso für die Arbeit im Umfeld von Strom-, Gas- und Wasserleitungen sowie Telekommunikationskabeln. Die Beschäftigten in diesen Branchen müssen keine Vermessungsprofis zu sein, um rasch und einfach die Messungen durchzuführen, die sie für ihre Arbeit benötigen.
Fachleute aus Vermessung und Bau hingegen können sich darauf verlassen, dass sie die genauesten Ergebnisse in der schnellstmöglichen Zeit erhalten.
Profitieren Anwender auch dann, wenn Vorschriften vorsehen, dass der Lotstock vor jeder Messung aufrecht gehalten werden muss?
Da sich die Neigungswerte des Lotstocks mit jeder Messung speichern lassen, kann ein Messprotokoll ausgegeben werden, das nachweist, dass der Lotstock innerhalb der geforderten Toleranzen nivelliert war.
Warum sollten Anwender in den GNSS-RTK-Rover Leica GS18 T investieren?
Durch das entfallende Aufrechthalten des Lotstocks erreicht der Anwender einen Zeitgewinn von 20 Prozent und mehr. Auch Stellen, die früher mit GNSS nicht zugänglich waren, wie Hausecken oder teilweise von abgestellten Autos verdeckte Punkte, können nun direkt gemessen werden.
Welche GNSS-Innovationen plant Leica Geosystems für die Zukunft?
Innovationen spielen bei Leica Geosystems eine wichtige Rolle, und mit dem RTK-Rover GS18 T sind wir im GNSS-Bereich klarer Innovationsführer. Obwohl wir davon ausgehen, dass sich unsere selbstlernenden GNSS-Instrumente auch künftig flexibel an die steigenden Anforderungen der Satellitenkonstellationen anpassen werden, sind wir auch weiterhin auf der Suche nach Möglichkeiten, unseren Kunden den entscheidenden Mehrwert zu verschaffen.